Die Heilsbotschaft nach Lukas
Ausstellung eines handgeschriebenen Codex von Dieter Groß
Die mittelalterliche Buchmalerei ist einer der Höhepunkte der christlichen Kunst. Die meist in Klöstern hergestellten Codices verdichten die biblische Botschaft auf kleinstem Raum und geben den Betrachtern bis heute Anstöße für den eigenen Glauben. Dieter Groß (geb. 1937 in Stuttgart, 1972 – 2002 Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart) hat acht Jahre lang an einer “Verheutigung” eines solchen mittelalterlichen Codex gearbeitet: Den Text des Lukasevangeliums in der Übertragung von Fridolin Stier hat er in seiner gleichförmigen künstlerischen Handschrift auf Büttenpapier geschrieben. Dabei hat er den Platz für die später entstandenen Bilder ausgespart, wie es bei mittelalterlicher Buchmalerei ebenfalls üblich war. Das Layout der einzelnen Blätter zeigt dabei einen großen Variantenreichtum: Jedes Kapitel beginnt mit einer Initiale. Die Miniaturen sind mal ganzseitig, mal kleine, schmale Streifen, mal erstrecken sie sich über zwei Seiten im aufgeschlagenen Buch, oder sie erzählen eine Geschichte wie im Comic über mehrere Blätter hinweg. Sie zeigen einen modernen, teils karikaturenhaft verfremdenden Stil; es sind ganz einfache Fokussierungen des biblischen Textes in die heutige Zeit hinein, die zum Nachdenken an und zum Nach-glauben anregen. Noch sind die Blätter des Codex nicht gebunden und werden in der Ausstellung nebeneinander gezeigt.
Das achtjährige „Codex-Projekt“ ist ein Signal gegen den Trend der Zeit. In einer Zeit der Kurzvideos auf Instagram und TikTok, einer Zeit in der die Bilder einander nachjagen, setzt dieses Projekt auf Entschleunigung: Zeit zum Wachsen und Reifen, Zeit mit der Hand zu schaffen und nicht mit KI zu generieren, Zeit, sich einen Bibeltext anzueignen und ihn in Bilder zu fassen, die im Gedächtnis bleiben.
Kooperation mit: Diözese Rottenburg-Stuttgart