Philosophie und Allgemeinbildung
„Figuren aus dem Staub des Raumes“ – Auguste Rodin und Alberto Giacometti
Allgemeinbildungskurs im Bischof-Moser-Haus
Rodins wuchtig-kraftvolle Denkerfigur und Giacomettis fragil anmutende, spindeldürre Frauengestalten – der Kontrast könnte kaum größer sein! Doch die beiden Künstler verbindet mehr, als man zunächst meint. Die Wahrheit und die Größe des Menschen, das sind Rodins wesentliche Anliegen. Aus Ton, Bronze und Marmor hat er das menschliche Wesen gestaltet, die Frau besungen, alle Leidenschaften, alle Freuden, alle Laster zum Leben erweckt. Seine Figuren, „in welche der Sünde Süße stieg aus den Wurzeln des Schmerzes“ (Rilke), haben die Zeit überdauert und ziehen uns mehr denn je in ihren Bann.
Auch Giacometti will in seinen Figuren die „Totalität des Lebens“ ausdrücken: Kampf, Schmerz, Trauer, Tod. Er will Sinnbilder schaffen für die gesehene und erlebte Wirklichkeit und verfolgt das Ziel, zum wahren Wesen der plastischen Form und damit des menschlichen Lebens vorzudringen. Aus der Distanz und Frontalität seiner Figuren entwickelt es seine wichtigsten Stilmittel: überlängte, dünne Figuren mit winzigen Köpfen.